Die Rückkehr des Odysseus. Aus der Odyssee des Homer, vorgetragen vom Olaf Steinl.

Die Lesung von Olaf Steinl war unsere letztwe Veranstaltung vor der Corona – Zwangspause. Nach der Veranstaltung hat uns eine Bessprechung des Abends von einem  Zuhörer erreicht, die wir an dieser Stelle gerne veröffentlichen.

Es gibt ja so viele Mythen, götterumwoben, vom Gilgamesch der Babylonier, vom Schöpfungsmythos des Alten Testaments, Science Fiction-Mythen wie in den Hyperion-Gesängen. Und eben auch und immer wieder gibt es die Mythen der alten Griechen. Diese nun sind entstanden in uralter Zeit. Will man sie heute noch hören? Ja, man will es.

Weil sich seither nichts geändert hat in allem, was an Ängsten, Schrecken, Schicksalen, Furcht und  Erfüllung die Menschen bewegt. Man mag lachen und spotten über der Griechen Götterwelt: absurde  Verwandlungen der Götter in verschiedene Gestalten hinein und ihr Eingreifen in der Menschen Welt; die Fehden und Feindschaften der Götterkinder untereinander – sie sind doch alle so menschlich, dass man sie versteht, sofort, weil man ihnen nachfolgen kann in ihrer Gemeinheit.

Odysseus nun wird von Athene beschützt.  Wie vorher schon immer wieder auf seinen jahrelangen Irrfahrten, und kehrt nun heim:  Die Rückkehr des Odysseus.

Da geht was ab:  Die ganze Heerschar von Freiern um Penelope, Freier, die jahrelang schon um sie warben und dabei in täglichen Wettspielen und in üppigem Festschmaus die  Vorräte des Odysseus verzehrten. Der noch sehr junge Sohn Telemach, der diesem Frevel noch nicht zu begegnen wusste; Penelope, die mit einer List dies alles hinauszuzögern suchte bis zur immer noch erhofften Zurückkehr ihres Gemahls Odysseus: Das alles steigert sich zu einer leise anschwellenden Explosion, als Odysseus, von Athene in Gestalt und Gewand in einen Bettler verkleidet, unter die Freier tritt.

 Nun muss man es hören und sehen, wie Olaf Steinl die folgenden Szenen in die Gegenwart hineinholt. Das ist die pure, lebendige, überwältigende Gestaltung einer großen Szene der griechischen Mythologie in die Gegenwart hinein.

Er (Olaf Steinl) hat sich für seine Aufführung die Erzählversion von Wolfgng Schadewaldt ausgewählt. Fast möchte man meinen, dass es umgekehrt gewesen wäre, und dass der Autor Schadewaldt dem Rezitator Steinl seine Sprache in den Mund gelegt hätte. Die Symbiose jedenfalls ist großartig.

Sprache, Mimik, Gestik des Rezitators, Spannung, Bildhaftigkeit, Lebendigkeit, jede Nuance des erzählten Geschehens, der inneren Bewegung, des Triumphes und der Verzweiflung: Alles ist wahrlich fesselnd und über alle zeitlichen Distanzen des Erzählten hinweg gegenwärtig geworden.

Ein Ereignis im Kulturhaus Kleefeld.